Sol LeWitt: Wahrnehmung von Ideen führt zu neuen Ideen. Nicht alle Ideen brauchen Form anzunehmen.
Peter Brook: Ein wahrer Künstler ist bereit, für einen Augenblick der Kreativität jedes Opfer zu bringen.
Sol LeWitt: Ideen entwickeln sich nicht unbedingt in logischer Folge. Sie können in unerwartete Richtungen führen.
Peter Brook: Nach etwa zwei Dritteln der Probenzeit ziehen wir los und zeigen die Produktion als Work-in-Progress vor einem Publikum, so unfertig, wie es ist.
Sol LeWitt: Der Künstler kann sich seine Kunst nicht vorstellen, und er kann sie auch nicht wahrnehmen bis sie ausgeführt ist.
Peter Brook: … an jedem Tag gibt es auch Momente, da diese subtile Zurückgenommenheit durch extrovertierte Übungen und Improvisationen auf hohem Energielevel ausgeglichen wird.
Sol LeWitt: Es gibt viele Nebenwirkungen, die sich der Künstler nicht vorstellen kann. Sie können zum Ausgangspunkt für neue Arbeiten werden.
Peter Brook: Eine unendliche Menge unerwarteter Formen kann aus denselben Elementen erwachsen, und die menschliche Tendenz, sich dem Unerwarteten zu verweigern, führt stets zur Verkleinerung eines potentiellen Universums.
Sol LeWitt: Zu jedem Kunstwerk, das Gestalt annimmt, gibt es viele Variationen, die unausgeführt bleiben.
Peter Brook: Geschichten, Situationen, Themen müssen wiederzuerkennen sein, denn der Mensch interessiert sich vor allem für das Leben, das er kennt.
Sol LeWitt: Es ist nicht gesagt, dass ein Künstler seine Kunst selbst versteht. Ein Künstler mag die Kunst anderer besser verstehen als seine eigene.
Peter Brook: Also erfanden und probierten und erforschten und diskutierten wir. Die erste Szene, der Schiffbruch, gingen wir auf mindestens zwanzig verschiedene Weisen an.
Sol LeWitt: Unlogische Urteile führen zu neuen Erfahrungen.
Peter Brook: Nichts ist neutral.
Sol LeWitt: Banale Ideen sind durch schöne Ausführungen nicht zu retten. Es ist schwer, eine gute Idee zu verpfuschen.
Peter Brook: Man muss die Vorbereitung erarbeiten, um sie wieder wegzuwerfen, aufbauen, um wieder zu demontieren.
(Sol LeWitt „Sätze über begriffliche Kunst“, „Sentences on Conceptual Art“, erstmals veröffentlicht in der Zeitschrift „0-9“, New York, 1967)
(Peter Brook „Das offene Geheimnis“, 1994 Fischer Verlag, Frankfurt am Main)